Nach einem gemeinsamen Aufruf der rheinhessischen Jugendorganisationen von SPD, Grünen und Linkspartei, der unter dem Titel „Auf Distanz zur AfD gehen“ erschien und offenbar auf maximale mediale Empörung abzielt, meldet sich nun Carsten Propp, Stadtratsmitglied der AfD in Nierstein, mit einer klaren und satirisch zugespitzten Replik zu Wort.
Statt echter Debatten über Inhalte geht es den selbsternannten Tugendwächtern offensichtlich um das moralische Exorzieren unliebsamer Mandatsträger – am liebsten mit Bannfluch und Absperrband. Propp kommentiert den Vorstoß mit einer Mischung aus Ernst, Ironie und einem Plädoyer für demokratische Normalität, die heute schon fast revolutionär wirkt.
Hier seine vollständige Stellungnahme:
Originalartikel
Dazu Carsten Propp
Junge Revolutionäre im Empörungsmodus
Nierstein, 8. Mai 2025 – Es ist wieder soweit: Die Revoluzzer von morgen – namentlich Jusos, Grüne Jugend und Linksjugend – haben sich zum gemeinsamen Sturm auf die Bastille der Demokratieform bekannt. Ihr Ziel: Mich. Oder präziser gesagt: dass ich nicht mehr im Stadtrat sitzen, reden oder, Gott bewahre, Fußball schauen darf.
Denn stellen Sie sich vor – ich habe es tatsächlich gewagt, mich wie ein ganz normaler Mensch zu verhalten! Ich sitze nicht nur im Stadtrat, nein, ich mache sogar Witze! Und das Schlimmste: Die anderen lachen. Ein politischer Skandal sondergleichen, der – folgt man den empörten Jung-Ideologen – direkt zur „Normalisierung des Rechtsextremismus“ führt. Ich frage mich fast, ob ich beim nächsten Heimspiel lieber in kompletter Dunkelheit hinter der Bande verschwinden sollte, nur damit niemand in die Versuchung kommt, mir versehentlich zuwinken.
Besonders gefallen hat mir die Forderung nach vollständiger Distanzierung von meiner Person. Vielleicht könnte man das künftig über eine rote Linie im Stadtrat lösen – links dürfen alle sitzen, die sich für moralisch rein halten, rechts dann ich, mit ausreichend Sicherheitsabstand. Inklusive Absperrband und Brandmauer versteht sich.
Auch der Vorschlag, die AfD „zu zerschlagen“, klingt erfreulich moderat. Warum nicht gleich einen politischen Kammerjäger rufen? Schließlich wissen wir alle: Demokratie lebt vom Ausschluss gewählter Vertreter, oder etwa nicht?
Ich danke jedenfalls den aufrechten Demokraten im Stadtrat von Nierstein und in der VG Rhein-Selz, die sich nicht von der neuen Kinderkreuzzugsstimmung anstecken lassen, sondern lieber über Vorschläge streiten, als über Sitznachbarn. So viel Normalität ist heute ja schon fast revolutionär.
Mit freundlich-ironischen Grüßen
Carsten Propp
(der mit den Witzen im Stadtrat)